HUMOR IN DER THERAPIE

„Auf Führungsetagen wird Humorlosigkeit noch immer als Zeichen von Kompetenz gewertet“ - schrieb eine große deutsche Zeitung (FAZ). Viel anders war es bis vor kurzem auch in der Psychotherapie nicht.
Aber die Zeiten ändern sich. Niemals zuvor hatten sich Psychotherapeuten so ernsthaft und so intensiv mit der heilenden Kraft des Humors befasst wie in den letzten Jahren. Dass jetzt die ganzen Lehrbücher mit namhaften Autoren darüber geschrieben werden, war bis vor kurzem noch unvorstellbar.

Der therapeutische Humor zielt nicht auf den schnellen Lacherfolg ab. Er will auch nicht um jeden Preis unterhaltsam sein. Er kennt weder Sieger noch Verlierer, sondern nur Gewinner. Um was es ihm vor allem geht, sind kreative Problemlösungen, die zwischenmenschliche Beziehungen fördern und erleichtern. Es gelingt ihm die Atmosphäre im Arbeitszimmer mit schöner Leichtigkeit und Farbe zu füllen. Er wirkt oft wie eine erfrischende Brise in einem stickigem Raum. Es geht um kreative Ideen und Anregungen, wie die alltägliche Kommunikations- und Beziehungssackgassen auf gewinnende Weise bewältigt werden können. Der therapeutische Humor sät Ideen und Sichtweisen, auf die man sonst durch vornehme Sprache und Ausdrucksweisen nie gekommen wäre. Je deftiger, provokativer und bildhafter die Sprache ist, um so tiefer und anhaltender ist die Wirkung. Humor in der Therapie wirkt über überraschende, oft groteske und überzeichnete Bilder, die sich viel effektiver an die Gefühle richten, als es der Verstand je tun könnte. Man muss es manchmal erst auf der eigenen Haut erleben, um es wirklich lieben und schätzen zu lernen.
Der geniale Entdecker der segensreichen Wirkung des Humors in der Therapie war weder ein Arzt, noch ein Psychologe, sondern der amerikanische Krankenpfleger Frank Farrelly, (der am 12. Februar 2013 verstarb). Er hat in den Sechzigern und Siebzigern Jahren die Methode praktiziert und demonstriert, ohne sich große Gedanken darüber zu machen was er entdeckt hat. Er hat es in großartigen Live Sitzungen über Jahre hinweg gearbeitet, ohne es genau beschreiben zu können, was er eigentlich tut und wie es zu den einmaligen Wirkungen kommt. Die anderen genialen Entdecker (wie der Erfinder des NLP Richard Bandler, und andere), haben den Entdecker selbst entdeckt, und als erste seine Arbeit beschrieben und bekannt gemacht. Es ist scheinbar oft so, dass der Entdecker eines genialen Entdeckers selbst genial sein muss, sonst dauert es Hunderte von Jahren bis der Rest der Menschheit kapiert welcher Schatz da direkt vor ihren Augen liegt - und das nicht einmal sehr tief vergraben, sondern nur leicht zugedeckt.
Es ist der Verdienst von Ulli Schachtner aus München, Frank Farrelly nach Deutschland geholt zu haben. Da hat er seine ersten Workshops in München gegeben, wo zunächst eine kleine Gruppe der Therapeuten der befreienden Wirkung seines Zaubers erlag. Der Rest ist Geschichte.

Ich selbst hatte das große Glück an einem wunderschönen Sommernachmittag, die erste Live Begegnung dieser Art zu erleben, die die Qualität meines privaten und beruflichen Lebens von schwarz-weiß unwiderruflich auf vielfarbig bereichert hat.
Danke Frank! Vielleicht bis irgendwann, irgendwo, irgendwie...

***** Im Sinne und im Andenken an Frank Farrelly hier eine kleine Stilblüte aus einer Beschwerde an Behörde: „Ich habe so viele Formulare dafür schon ausfüllen müssen, dass es mir bald lieber wäre, wenn mein geliebter Mann überhaupt nicht gestorben wäre.“

Über Humor in der Therapie haben geschrieben: Frank Farrelly, Noni Höfner, Michael Tietze, Barbara Wild und viele andere.